Das waren Grevens Stadtdirektoren
1995 wurde mit Rudolf Steingrube in Greven der erste hauptamtliche Bürgermeister in sein Amt eingeführt, der beide Ämter in einer Person vereinte. Er war damit einer der ersten hautpamtlichen Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen überhaupt. Damit endete in Greven zugleich die Ära der Stadtdirektoren.

Johannes Berlage (1883 - 1967)
Amtsbürgermeister 13.8.1945 - 5.3.1946,
Bürgermeister der Gemeinde Greven-Dorf 3.12.1945 - 29.4.1946 und
Amtsdirektor 16.2.1946 - 31.12.1948
Johannes Berlage wurdeam 13.8.1945 zum Amtsbürgermeister ernannt. Berlage, geboren am 25.6.1883 im emsländischen Lengerich, war Jurist und 15 Jahre lang, von November 1919 bis 1934, Bürgermeister in Emsdetten gewesen, bevor ihn die Nationalsozialisten seines Amtes enthoben. Nach Kriegsende 1945 kam ihm dieser Nachweis seiner demokratischen Gesinnung wieder zugute. Im Dezember 1945 wurde er von der britischen Militärregierung auch zum Bürgermeister der Gemeinde Greven-Dorf ernannt. Vor die Wahl zwischen den Posten als Amtsbürgermeister und Amtsdirektor gestellt, entschied er sich für den Posten des Amtsdirektors und in einem Schreiben der Militärregierung vom 16.2.1946 wurde er erstmals als solcher angesprochen. Darin wurde er angewiesen, schnellstmöglich einen neuen Amtsbürgermeister wählen zu lassen. In der Sitzung des Amtsrates am 5.3.1946 trat er den Amtsbürgermeisterposten an Anton Minnebusch ab.
Der Posten des Amtsdirektors war von der britischen Militärregierung neu geschaffen worden und orientierte sich am britischen Modell der Kommunalverwaltung. Darin leitet der ehrenamtliche Bürgermeister das demokratisch legitimierte politische Gremium des Rates und der Amts- bzw. Stadtdirektor die Verwaltung, die als Werkzeug des Rates dient. Mindestens bis Anfang Februar, wahrscheinlich sogar bis zum April 1946 blieb Berlage noch Gemeindebürgermeister in Greven-Dorf. Auch in diesem Amt folgte ihm Minnebusch. Amtsdirektor blieb er sogar über seine Zurruhesetzung Mitte 1948 hinaus bis zum Jahresende. Erst Mitte Februar 1949 war mit Dr. Leo Drost ein Nachfolger gefunden. Berlage starb am 12.10.1967 in Greven.

Dr. Leo Drost (1896 - 1975)
Amtsdirektor 18.2.1949 - 15.5.1954, Stadtdirektor von Greven 22.1.1950 - 30.6.1961, Gemeindedirektor von Gimbte 15.5.1954 - 30.6.1961
Dr. Leo Drost, gebürtig aus Altona, kam erst 1949 nach Greven, wo er einstimmig als Amtsdirektor gewählt worden war. Zuvor hatte er eine 30jährige Verwaltungslaufbahn hinter sich gebracht, zuletzt als stellvertretender Stadtdirektor in Paderborn. 1945 hatte Dr. Drost die CDU in Eisenach/Thüringen mitbegründet. Mit diesem erfahrenen Verwaltungsbeamten hatte das Amt Greven eine Persönlichkeit gewonnen, die sich sofort den dringenden Problemen der Amtsgemeinden stellte, aber auch gestalterisch tätig wurde. Vor allem seine in Paderborn gesammelten Erfahrungen im Wohnungswesen wurden in Greven wegen der Wohnungsnot dringend benötigt. Daneben entsprang der Antrag auf Stadtwerdung der Gemeinde Greven-Dorf seiner Initiative, obwohl Dr. Drost bedacht war, bescheiden im Hintergrund zu wirken. Die weitere Entwicklung des Amtes Greven nach Stadtwerdung der Gemeinde Greven-Dorf bestimmte er insofern mit, als die Zusammenlegung der drei Grevener Gemeinden 1952 und die Auflösung des Amtsverbandes 1954 maßgeblich auf seine Antragsbegründungen zurückzuführen sind. Mit der von ihm angeregten, damals neuartigen Verwaltungsgemeinschaft zwischen der Stadt Greven und der Gemeinde Gimbte wurde er auch ehrenamtlicher Gemeindedirektor in Gimbte, was er bis zu seiner Pensionierung blieb.
Die besonders von Bürgermeister Minnebusch geförderten Wohnungs- und Schulbauten setzte die Verwaltung unter seiner Leitung ebenso um wie die Emsbegradigung, -eindeichung und die zentrale Wasserversorgung durch das Wasserwerk. Mit der Vorplanung und Aufstellung des städtebaulichen Leitplanes aus dem Jahr 1952 fielen die wesentlichen Entwicklungen in der Stadt Greven unter seine Verantwortung. Nach seiner Pensionierung 1961 blieb Dr. Drost bis zu seinem Tod 1975 in Greven.

Dr. Paul Werra (1924 - 1967)
Stadtdirektor von Greven und
Gemeindedirektor von Gimbte 1.8.1961 - 24.3.1967
Der in Arnsberg geborene Paul Werra hatte nach seinem Jurastudium und seiner Promotion 1957 verschiedene Stellen in der Verwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen inne, bevor er sich 1961 auf die Stelle als Stadtdirektor in Greven in der Nachfolge von Dr. Leo Drost bewarb. Seine Berufserfahrung umfasste zum damaligen Zeitpunkt schon alle wichtigen Verwaltungsbereiche, so dass sein Wunsch nach einer verantwortlichen leitenden Stelle in der kommunalen Selbstverwaltung eine logische Folge war. Nach seiner erfolgreichen Vorstellung in der Ratssitzung am 16.5.1961 wurde er vom Rat mit großer Mehrheit gewählt. Zum 1.8.1961 trat er sein Amt an. Gleichzeitig wurde er ehrenamtlicher Gemeindedirektor in Gimbte, da diese Gemeinde mit der Stadt Greven seit 1954 in einer Verwaltungsgemeinschaft stand und von dieser mitbetreut wurde. Es war ihm jedoch nur wenige Jahre vergönnt, die Entwicklung der Stadt mitzugestalten, denn am 24.3.1967 verstarb Dr. Werra durch einen tragischen Verkehrsunfall auf dem Schiffahrter Damm. Die Nachrufe in den Regionalzeitungen weisen auf seine Leistungen hin und erwähnen seine Initiative für den "Zweckverband für Abwasserbeseitigung", dessen Folge die Errichtung der heute stillgelegten Kläranlage Am Diekpohl war. Auf dem Schulsektor erwirkte er Neubauten verschiedener Volksschulen und die Errichtung einer Realschule. Die Fertigstellung einer Dreifachturnhalle (Emssporthalle) und der Erweiterung des Gymnasiums erlebte er nicht mehr. Gelobt wurde sein Einsatz für die Lösung der Entwässerungsprobleme im Ortsteil Reckenfeld, der begonnene Neubau des Freibades Schöneflieth und seine Planungen zur Stadtkernsanierung, die dann erst sein Nachfolger, Dr. Bernhard Schneider, weiter verfolgen konnte. Auch die Freilichtbühne Reckenfeld verlor einen wichtigen Förderer.

Dr. Bernhard Schneider (geb. 1934)
Stadtdirektor 11.9.1967 - 30.6.1986 und
Gemeindedirektor von Gimbte 11.9.1967 - 31.12.1974
