Umgestaltung Rathausstraße
- Die Rathausstraße: Viel befahrene Durchgangsstraße mit trennender Wirkung
- Ziele für die Rathausstraße
- Das Mobilitätskonzept für Greven (2018)
- Der Verkehrsversuch Rathausstraße
- Welche Veränderungen ergaben sich aus dem Verkehrsversuch für die Verkehrsteilnehmer*innen?
- Wissenschaftliche Zwischenbilanz
- Der Zwischenbericht der FH zum Verkehrsversuch
- Empfohlene Änderungen für die Fortsetzung des Versuchs bis Mai 2023
- Nach dem Versuch: Ausblick
- Ansprechpartner
Die Rathausstraße: Viel befahrene Durchgangsstraße mit trennender Wirkung
Vor dem Start des Verkehrsversuchs im Mai 2022 sind an jedem Werktag etwa 11.000 PKW durch die Rathausstraße gefahren – und damit mitten durch den Grevener Ortskern!
Gerade im Berufsverkehr wird die Straße von vielen Durchpendlern genutzt, die außerhalb Grevens wohnen und Ziele ansteuern, die nicht in Greven liegen. Natürlich wurde die Rathausstraße auch immer schon als schnelle innerstädtische Verbindung von rechts der Ems nach links der Ems oder umgekehrt genutzt.
Es gibt schon länger das Bestreben, dass die Rathausstraße umgestaltet wird, um die Verkehrssicherheit und die Aufenthaltsqualität dort zu verbessern. Zudem soll der Fuß- und Radverkehr gefördert werden, ohne den Busverkehr zu beeinträchtigen. Kurz: Die Rathausstraße soll sicherer für die schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen werden, und sie soll schöner werden, damit sich Bürger*innen und Besucher*innen gerne in der Innenstadt aufhalten.
Ziele für die Rathausstraße
Problematisch an einer sehr hohen PKW-Dichte auf der Rathausstraße sind insbesondere zwei Aspekte: Viele Schulwege laufen über die Rathausstraße. Zahlreiche Kinder und Jugendliche sind hier vor allem im morgendlichen Berufsverkehr mit dem Rad, aber auch zu Fuß unterwegs.
Außerdem zerteilt die Rathausstraße die Fußgängerzone Marktstraße in zwei voneinander getrennte Bereiche.
Um diese Problemlagen zu entschärfen, also
- das Radfahren und Zufußgehen entlang der Rathausstraße für Kinder, Jugendliche und alle anderen Radfahrer und Fußgänger sicherer und komfortabler zu machen sowie
- die trennende Wirkung der Rathausstraße abzumildern und eine gute und sichere Querung für die Nutzer der Fußgängerzone zu ermöglichen,
muss es gelingen, den Autoverkehr auf der Rathausstraße deutlich einzudämmen, um den Gesamtverkehr „gerechter“ zu verteilen.
Das bedeutet: weniger Komfort für den Autoverkehr, dafür mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer in diesem Bereich der Kernstadt!
Diese Ziele sind bereits im Jahr 2018 im Mobilitätskonzept für die Stadt Greven definiert worden. Die Umgestaltung der Rathausstraße findet sich in dem Konzept, das mit breiter Bürgerbeteiligung erstellt wurde, als „Schlüsselmaßnahme D4“ (S. 194).
Das Mobilitätskonzept für Greven (2018)
- Mobilitätskonzept für Greven (2018)(PDF-Datei; 9,05 MB)
Der Verkehrsversuch Rathausstraße
Um herauszufinden, wie der innere Stadtkern mit der Rathausstraße deutlich vom Autoverkehr entlastet werden könnte, wurde die Rathausstraße von Mai 2022 bis Mai 2023 von der Kreuzung Hinter der Lake/Lindenstraße in Richtung Völkerballkreisel versuchsweise als Einbahnstraße geführt. Daraus folgte naturgemäß eine starke Verringerung des Autoverkehrs auf der Rathausstraße. Eine rechnergestützte Verkehrssimulation hatte zuvor mehrere Varianten einer veränderten Verkehrsführung durchgespielt und diese „Variante 1.4“ war als die voraussichtlich beste Variante empfohlen worden. Der Verkehrsversuch in der Praxis wurde von Expert*innen der Fachhochschule Münster (Fachbereich Bauingenieurwesen) wissenschaftlich begleitet.
Welche Veränderungen ergaben sich aus dem Verkehrsversuch für die Verkehrsteilnehmer*innen?
Für den Zeitraum des Verkehrsversuches konnten PKW die Rathausstraße in westlicher Richtung (also vom Völkerballkreisel bis zum Rathaus) nicht mehr benutzen. In dieser Richtung waren auf der Rathausstraße nur noch Radfahrer, Busse, Polizei und Rettungsverkehr zugelassen.
- Der Durchgangsverkehr, etwa von Ladbergen nach Nordwalde oder von Saerbeck nach Nordwalde, sollte auf die Straßen B481 (Emsdettener Damm) und L587 (Ibbenbürener Damm) ausweichen, die komfortabel um die Kernstadt herumführen.
- Der innerörtliche Verkehr von rechts der Ems konnte sich über die Straßen An der Martinischule - Kardinal-von-Galen-Straße - L587 - Münsterdamm verteilen. Es zeigte sich auch eine gewisse Verkehrsverlagerung auf die Münsterstraße.
Zu Tageszeiten mit besonderen Verkehrsspitzen kann grundsätzlich auch der innerörtliche Verkehr in Richtung links der Ems/Reckenfeld über die B481/L587 um den Stadtkern herumfahren.
- Fußgänger/innen: Alle Bürgersteige standen wie bisher zur Verfügung. Die Rathausstraße ließ sich wegen der geringeren Verkehrsstärke auch außerhalb der Fußgängerüberwege ("Zebrastreifen") oder der Ampelanlage einfacher überqueren.
- Lieferverkehr: Die Anlieferung konnte wie bisher über die Saerbecker Straße und die Kardinal-von-Galen-Straße sowie den Münsterdamm in Verbindung mit der Kardinal-von-Galen-Straße bzw. den Straßenzug Martinistraße/Hinter der Lake laufen. Schwerverkehr war auf der Rathausstraße auch vor dem Versuch nicht zugelassen.
- Radverkehr: Für Radfahrende änderte sich in Richtung Innenstadt im Rahmen des Verkehrsversuches nichts. Der bestehende Bordsteinradweg wurde weiterhin genutzt. In der Gegenrichtung wurden Radfahrer*innen im Bereich der Fußgängerzone Marktstraße vom Bordsteinradweg auf die Fahrbahn ("Umweltspur") geleitet. Hier teilten sie sich den gewonnenen Raum auf der Fahrbahn nur noch mit dem ÖPNV.
Wissenschaftliche Zwischenbilanz
Ende Oktober 2022 hat die Fachhochschule Münster in einem Zwischenbericht die Veränderung der Verkehrsströme in der Kernstadt nach einem halben Jahr Versuchspraxis bilanziert, Schwächen aufgezeigt und Veränderungen im „Versuchsaufbau“ vorgeschlagen.
Der Zwischenbericht der FH zum Verkehrsversuch
Wichtige Ergebnisse
- Durch die Einbahnstraßenregelung auf der Rathausstraße (Sperrung für Kfz in westlicher Richtung) kam es in Richtung Westen zu einer deutlichen Verschiebung der Verkehrsströme (in der Spitze um mehr als 50 Kfz/Stunde) von der Rathausstraße auf die Straße An der Martinischule und Kardinal-von-Galen Straße. Auch die Belastung der Münsterstraße nahm in der Spitze um mehr als 50 Kfz/Stunde zu.
- Die Umlenkung eines größeren Teils der Kfz auf die um den Stadtkern herumführenden Straßen B481 (Emsdettener Damm) und L587 (Ibbenbürener Damm) gelang nicht in zufriedenstellendem Umfang.
- Die Kardinal-von-Galen-Straße war schon vor dem Versuch (zu) stark frequentiert, durch den Versuch ist sie an ihre Belastungsgrenze gekommen. Als Alternative zur einseitig geführten Rathausstraße wäre sie auf Dauer nicht geeignet.
Empfohlene Änderungen für die Fortsetzung des Versuchs bis Mai 2023
- Auch die Kardinal-von-Galen-Straße wird für die weitere Dauer des Versuchs zwischen Einmündung Saerbecker Straße und Einmündung Martinistraße zur Einbahnstraße gemacht. Kfz können dann nur noch „bergab“ fahren, der gegenläufige PKW-Verkehr aus Richtung Nordwalder Straße/Ibbenbürener Damm/Münsterdamm wird über Martinistraße/Hinter der Lake und Rathausstraße bzw. schon an der Kreuzung Nordwalder Straße/Ibbenbürener Damm/Münsterdamm über den Ibbenbürener Damm geleitet.
Baumarkt und Lebensmitteldiscounter auf dem unteren Abschnitt der Galen-Straße bleiben aus beiden Richtungen anfahrbar. - Der gewonnene Platz auf der Kardinal-von-Galen-Straße wird „bergauf“ zur Einrichtung eines Radfahrstreifens genutzt, so dass die Radfahrer*innen weiter – und sicherer – über die Kardinal-von-Galen-Straße in Richtung Saerbecker Straße fahren können.
- Die Kreuzung Hinter der Lake/Rathausstraße/Lindenstraße wird für die weitere Dauer des Versuchs zu einem Kreisverkehr umgerüstet.
Im Ausschuss für Stadtentwicklung wurde am 20. Oktober 2022 beschlossen, den Verkehrsversuch mit den empfohlenen Änderungen ab November für ein weiteres halbes Jahr fortzuführen.
- Weil der östliche Teil der Friedenstraße laut Zwischenbericht der FH durch Ziel- und Schleichverkehr stark belastet war, sollte außerdem folgende Regelung gelten: Von der Münster- in die Friedenstraße dürfen PKW nur noch aus nördlicher Richtung (Rathausstraße/Königstraße) kommend abbiegen. Das Abbiegen in die Friedenstraße war für den Verkehr, der aus südlicher Richtung kommt (Schützen- und Münsterstraße), nicht mehr erlaubt.
Nach dem Versuch: Ausblick
Der Umbau der etwa 500 Meter langen Rathausstraße ist schon aufgrund des Alters der unterirdisch verlaufenden Entwässerungskanäle und des technischen Zustands der bestehenden Straße in absehbarer Zeit notwendig. Bei einem Umbau der Rathausstraße soll den gestiegenen Ansprüchen der schwächeren Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger*innen, Radfahrenden oder Menschen mit Mobilitätseinschränkungen durch verbreiterte Rad- und Gehwege und eine barrierefreie Ausgestaltung der Verkehrsflächen Rechnung getragen werden.
Ob die Verkehrsführung in der Rathausstraße und in den umgebenden Straßen in der getesteten Weise umgesetzt werden soll, wird erst nach Auswertung des im April 2023 beendeten Verkehrsversuchs entschieden, voraussichtlich im Herbst 2023.
Ansprechpartner
Stadt Greven
Technische Betriebe Greven
Rathausstraße 6
48268 Greven
Herr Pochert (FD 4.0 Stadtentwicklung und Umwelt, Klima- & Mobilitätsmanager)
Tel.: 02571 920-319
E-Mail: olaf.pochertstadt-grevende
Herr Kintrup (TBG, Leiter des Geschäftsbereichs Verkehr und Grün)
Tel.: 02571 920-348
E-Mail: andre.kintrupstadt-grevende